Wahre Ortszeit
Die Wahre Ortszeit WOZ ist durch Beobachtung der Sonne entstanden; bei Kulmination der Sonne ist es zwölf Uhr. Die Zeitdifferenz zweier Kulminationen wurde durch 24 geteilt und die Einteilung der Stunden ist perfekt.
Durch
- die exzentrisch-elliptische Bahn der Erde um die Sonne und
- der Schiefe der Ekliptik
ergibt sich eine Unstetigkeit zwischen den Abständen der Kulminationen.
Mittlere Ortszeit
Die Mittlere Ortszeit (MOZ) ist das Ergebnis aus der Mittelung der Kulminationszeitpunkte über das gesamte Jahr.
Die WOZ kann man über die Zeitgleichung e errechnen. Dafür gibt es im Nautischen Jahrbuch gleich zu Beginn eine Tabelle. Man errechnet
WOZ = MOZ + e bzw. MOZ = WOZ – e
Zonenzeit
Die Erde wird in 24 Zeitzonen eingeteilt und für jeden Sektor als Zonenzeit ZZ die Zonenzeit MOZ festgelegt, die genau in der Mitte der Zone wäre.
Ein Sektor ist 360°/24h, also 15° groß. Der Nullmeridian und jeder 15. Längenmeridian wird Mitte einer Zeitzone, die sich jeweils um 7.5° nach Ost und West um diesen Meridian ausdehnt.
Die Zonenzeit berechnet sich zu einer vorgegebenen Länge:
ZZ = UTC ± ZU (+ für östliche Längen; – für westliche Längen)
UTC entspricht Greenwich Mean Time; siehe unten
ZU bezeichnet den Zeitunterschied, der sich aus in Zeit auf volle Stunden gerundetergibt:
ZU = round ()
oder UTC = ZZ ±ZU (- für östliche Längen; + für westliche Längen)
Gesetzliche Zeit
Als einheitliche Regelung für ein Land (Landesteil) oder eine Stadt hat man die Gesetzliche Zeit GZ eingeführt. Diese lässt Abweichungen von der Zonenzeit zu, beispielsweise auch die Sommerzeit.
International sind Zeitzonen eingeführt worden. Jedem Land erhält eine bestimmte Zeitzone (Deutschland beispielsweise MEZ = UTC + 1 und im Sommer MESZ = UTC + 2).
Länder mit großer Ost/West-Ausdehnung haben zum Teil mehrere Zeitzonen. USA hat beispielsweise sechs Zeitzonen eingeführt, Kanada fünf, Brasilien vier, Australien und Mexiko drei und Russland sogar elf. Trotz großer Ost/West-Ausdehnung gibt es in China nur eine Zeitzone.
Manche Länder haben aus politisch-historischen Gründen Zeitzonen, die keine ganzen Stunden betragen. Beispielsweise Neufundland mit UTC – dreieinhalb Stunden, Iran mit UTC + dreieinhalb Stunden oder Afghanistan mit UTC + viereinhalb Stunden.
Koordinierte Weltzeit (UTC und UT1)
Der Navigator muss mit einer für die ganze Erde einheitlichen Zeit rechnen, mit der er auch Angaben aus dem Nautischen Jahrbuch oder den Gezeitentafeln für jeden Fleck auf der Erde entnehmen kann.
Zu diesem Zweck wird die Koordinierte Weltzeit (UTC = Universal Time coordinated) gleichförmig mit Atomuhren erzeugt und über Zeitsignale ausgesendet.
Nun besteht noch ein Unterschied zwischen UTC und der in der astronomischen Navigation benutzten Zeit UT1, die auf der Erdrotation beruht.
Durch die ungleichmäßige Erdrotation bedingt wächst UT1 ungleichförmig und langsamer als UTC.
Deshalb wird UTC im Bedarfsfall mit Schaltsekunden an UT1 angeglichen, so dass der Zeitunterschied (auch DUT1) nicht größer als 0.9 s wird.
Im Normalfall genügt es, UTC mit UT1 gleichzusetzen. Dennoch wird für Anwender, die UT1 auf 0.1s genau benötigen, DUT kodiert mit dem Zeitzeichen übermittelt.
Die Zeit UT1 bzw. UTC entspricht der Zonenzeit des Nullmeridians, also Greenwich Mean Time (ohne Berücksichtigung der Sommerzeit)
Chronometerzeit
An Bord wird die Zeit üblicherweise mit einem Chronometer (= besonders genau gehende Uhr) gemessen. Die Ablesung ergibt die Chronometerzeit
Während heute – im Alter der Atom- und Quarzuhren – die Ungenauigkeit keine so große Rolle spielt, war die Zeitmessung in den letzten Jahrhunderten eine große Herausforderung.
Selbst diffizil gefertigte Chronometer konnten nicht immer eine hundertprozentig genaue Uhrzeit garantieren. Wer sich für die Geschichte der Chronometer im Hinblick auf die Astronomische Navigation interessiert, dem sei unbedingt das Buch „Der Längenbuch“ von Dava Sobel empfohlen, das das Lebenswerk des Uhrmachers John Harrison beschreibt, der über 40 Jahre wie besessen daran arbeitete, das Problem der Längengrad-Bestimmung zu lösen …. mit einem Chronometer.
Chronometer können täglich über weltweit übertragene Zeitzeichen abgeglichen werden, die Ungenauigkeit nennt man den Chronometerstand oder kurz Stand (Std).
Die Gangunterschied (oder auch einfach „Gang“)beschreibt die Differenz, die eine Uhr pro Tag von der tatsächlichen Uhrzeit UT1 abweicht. Daraus lässt sich der Stand berechnen, wenn kein Zeitzeichen verwendet wird.
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