Sight Reduction Tables for Navigation

Ganz ohne Rechnerhilfe kann das Höhendifferenzverfahren auch mit Tabellenwerken berechnet werden. Das Hydrographic Office (H.O.) hat Mitte des letzten Jahrhunderts für Seefahrt und Luftfahrt so genannte „Sight Reduction Tables“ veröffentlicht, die damals „H.O.“-Tafeln genannt wurden:

  • Nr. 229 für Seefahrt
  • Nr. 249 für Luftfahrt

Heute heißen die Tafeln offiziell „PUB. 229“ und „PUB. 249“, dennoch ist die damalige Bezeichnung „HO-Tafeln“ immer noch in aller Munde.

Die Höhentafeln PUB. 249 wurden im zweiten Weltkrieg für englische und amerikanische Piloten entwickelt und sollten die Verfahren der Astronavigation vereinfachen.

Der Vorteil und Grund, warum diese Art der Standlinienermittlung immer wieder geübt werden sollte, ist der, dass das Verfahren völlig ohne Taschenrechner, Computer oder sonstiger Technik auskommt.

Man braucht lediglich einen Sextanten, eine genau gehende Uhr (also doch etwas Technik) und Tafelwerke (Nautisches Jahrbuch und Höhentafeln)

Wir haben beim Prinzip des Höhendifferenzverfahrens gesehen, dass man von einem angenommenen Ort ausgeht und dann mit

  • Deklination
  • Breite
  • Ortsstundenwinkel

die wahre Rechenhöhe sowie das Azimut des Gestirns ausrechnen kann.

Wenn man nun die möglichen Kombinationen von Deklination, Breite und Ortsstundenwinkel in einer Tafel bereitstelle, kann der Anwender aus diesem Werk Höhe und Azimut ablesen.

Doch wie viele Kombinationen gibt es wohl?

Wir legen bei unseren Berechnungen ja Genauigkeiten zugrunde, in in den Winkelminutenbereich gehen.

Da kann so ein Tafelwerk natürlich schnell sehr dick werden, mehrere Bände annehmen und die armen Piloten, für die die Tafeln ursprünglich gedacht waren, am Start hindern.

Reduzierung heißt die Zauberformel!

Und da man ja sowieso davon ausgeht, dass der angenommene (gekoppelte) Ort nicht dem exakten entspricht – was hindert es dann, diesen falschen Ort etwas zu modifizieren:

Wir runden die Breite zunächst auf volle Breitengrade (dies reduziert mein Tafelwerk um Faktor 60)

Wir wählen die Länge jeweils so, dass der Ortsstundenwinkel, der sich aus Kombination von Greenwicher Stundenwinkel und Länge des Beobachters ergibt, vollgradig wird.

Das ist natürlich – wie wir noch sehen werden – mit in bisschen Rechnerei verbunden – aber sehr effektiv.

Die Tafeln reduzieren sich nochmals um den Faktor 60.

Wenn man sich bei der Deklination noch auf Werte zwischen 0 – 30 ° beschränkt (Das reicht für Sonne, Mond und Planeten allemal aus), erhält man ein Tafelwerk in zwei Bänden, das jeder Navigator mit an Bord schleppen kann.

Die einzelnen Bände unterscheiden sich in der Breite des Beobachters; während ein Band Breiten von jeweils 0° bis 39° N/S berücksichtigt, werden im anderen Band die Breiten zwischen 40° und den Polen abgedeckt.

Wenn man nicht gerade weltweit unterwegs ist, braucht man also nur noch einen Band – zum Teil sogar nur ein paar Seiten.

Für Fixsterne hat man sich etwas ganz besonders einfaches ausgedacht. Diese sind ja – wenn ihre Deklination über 30° beträgt, mit der eben genannten Tafel nicht zu berechnen.

Für diese gibt es ein vereinfachtes Verfahren, das im Band I dargestellt ist,

In den folgenden Seiten werden sie einzelnen Bände und deren Handhabung besprochen