Strombestimmung mit dem Radar

Eine weitere Anwendung für das Radarplotten ist die Bestimmung des Stroms – auch wenn dies nichts mit der KVR zu tun hat, wollen wir dieses Thema hier diskutieren.

Stehende Objekte (Ankerlieger, Tonnen, Leuchttürme) erscheinen in einem Radar- bild als „relative Entgegenkommer“, d.h. ihre Relativbewegung setzt genau entge- gengesetzt zum rechtweisenden Eigenkurs; die Relativgeschwindigkeit entspricht der Eigenfahrt.

Im strömenden Gewässer sind die Verhältnisse etwas anders, denn der Strom – sofern er nicht direkt von vorn oder von achtern setzt – versetzt das Eigenfahrzeug zum stehenden Objekt hin oder von ihm weg – je nach Stromrichtung.

Am Radarbildschirm verläuft die Relativbewegung des stehenden Objektes nicht mehr parallel zur Eigenbewegung.

Nehmen wir wieder eine konkrete Aufgabe:

Ein Fahrzeug A fährt einen Kurs von rwK = 060° mit einer Fahrt von FdW = 5kn.

Eine Tonne wird wie folgt geortet:

Uhrzeit rwP Abstand
12:00 045° 6 sm
12:20 044° 4 sm

Bestimme folgende Werte

  • Abstand, in dem die Tonne passiert wird, wenn keine Kurs/Fahrtänderung erfolgt
  • vorherrschenden Strom

Um 12:20 soll der Kurs so geändert werden, dass die Tonne in einem Abstand von 1sm passiert werden kann.

Welcher rwK ist zu steuern?

Zunächst werden die Eigenbewegung sowie die Plots eingetragen und die Relativbewegung bestimmt.

Das Verfahren ist wie zuvor beschrieben und führt zu KBr=227° und vBr=6kn.

Der Passierabstand der Tonne entspricht der zuvor beschriebenen CPA-Bestimmung.

Die Tonne wird um 13:00 Uhr in einem Abstand von 0,2sm an der Backbordseite passiert. (SP: 103° an Bb)

Die Bestimmung des Stroms erfolgt analog der Bestimmung der absoluten Bewe- gung des Gegners – mit einem Unterschied: Die Stromrichtung ist genau entgegengesetzt der absoluten Gegner-Bewegung.

Dazu wird im Zentrum wieder ein Dreieck gezeichnet aus Eigenbewegung, Relativbewegung (der Tonne) und daraus resultierend der Strom.

Der Strom bestimmt sich zu Stromrichtung StR=002° und Stromgeschwindigkeit StG=1,6kn.

Die Kursänderung, die zu einem Passierabstand von 1sm führt, wird analog eines Ausweichmanövers konstruiert.

Konstante Größe im Dreieck bleibt der Stromvektor.

Die veränderte Relativbewegung wird ermittelt, in dem von dem 12:20 Uhr Plot eine Tangente zum 1sm Kreis gezogen wird und diese wird in die Spitze des Strompfeils verschoben.

Am Schnittpunkt mit dem 5sm Kreis (was im 1:1 Dreieck der Eigenfahrt von 5kn entspricht) kann der neue Kurs abgelesen werden – in diesem Fall 074°.

Sprich: Eine Kursänderung um 14° nach Steuerbord führt zu einem Passierabstand von 1sm zur Tonne.