Verfahren für Sonne, Mond und Planeten nach PUB. 249 Bd. II / III

Die Bände II und III sind für Sonne, Mond und Planeten anwendbar; die Deklination dieser Himmelskörper bewegt sich zwischen 0° bis 30° N/S
Band II der PUB.249 deckt den Bereich der Breitengrade von 0° bis 39° N bzw. S ab, Band III von 40° N/S bis zu den Polen.

Jeder Band hat eingangs diverse Hilfstafeln, von denen die meisten für die Nutzung in der Seefahrt nicht relevant sind, da hier Korrekturen aufgrund der hohen Fluggeschwindigkeit und der großen Höhe vorgenommen werden.
Einzig die Table 5 „Correction to Tabulated Altitude for Minutes of Declination“ ist von Interesse und wird nachfolgend beschrieben.

Im Hauptteil „Sight Reduction Tables“ sind für die vollgradigen Breitengrade auf insgesamt sechs Seiten pro Breitengrad die Werte für hc (height calculated) und Z sowie einem Korrekturwert d tabelliert.
Die ersten drei Seiten enthalten die Werte für Deklinationen zwischen 0° und 14°, die letzten drei Seiten enthalten die Werte für Deklinationen zwischen 15° und 29°.
Die Werte sind gegen die vollgradigen Ortsstundenwinkel „LHA“ (Local Hour Angle) tabelliert.

Dabei spielt es keine Rolle, ob wir uns auf der Nord- oder der Südhalbkugel befinden.

Entscheidend ist dagegen, ob Breite und Deklination gleichnamig – also beide Nord bzw. beide Süd – oder ob sie ungleichnamig sind (eine Nord, die andere Süd).

Die Seiten gleicher Breite unterteilen sich in die gleichnamigen Seiten „LAT and DEC same“ bzw. die ungleichnamigen Seiten „LAT and DEC contrary„.

Ist die richtige Seite gefunden, sucht man in der oberen Zeile die abgerundete Spalte für die vollgradige Deklination.
Die Deklinationswerte sind immer abzurunden bzw. abzuschneiden; niemals aufzurunden; auch nicht bei 12° 58′ (!).

Am rechten oder linken Rand den vollgradigen Ortsstundenwinkel LHA suchen und in der passenden Zelle für Deklination und Ortsstundenwinkel die Werte für Hc, d und Z übernehmen.

Der Wert für die Rechenhöhe Hc muss nun noch korrigiert werden, da ja nur der abgerundeten Deklinationsanteil berücksichtigt wurde.

Der Anteil d hilft beim Interpolieren, das mit der Table 5 erledigt wird.

In der linken Spalte dieser Tabelle suchen wir die abgeschnittenen Minuten der Deklination auf, in der oberen Spalte suchen wir unseren Wert für d.

Die Zelle liefert den Korrekturwert für die berechnete Höhe in Winkelminuten mit dem Vorzeichen von d.

Ist die Deklination gleichnamig der Breite, so ist d positiv; sind die Werte ungleichnamig, so ist d negativ.

Das Azimut erhalten wir aus Z unter Berücksichtigung der Azimut-Regel, die jeweils über und unter den Tabellen vermerkt sind:

Diese sind jeweils für nördliche und südliche Breiten angegeben. Je nach Wert des Ortsstundenwinkels ist der Wert für Z noch entsprechend der Regel zu korrigieren, um das vollkreisige Azimut zu erhalten.

Lesen wir in diesem Beispiel auf nördlicher Breite und einem Ortsstundenwinkel von 93° den Wert Z=127 heraus, so ergibt sich nach der Azimutregel:

Az = 360° – 127° = 233°

Beispiel:

Sie stehen am 21. Juni 2005 nach Koppeln gegen 13.15 ZZ auf 35° 10’ N und 029° 50’ W.
Um 15.16.09 UT1 messen Sie den Sonnenunterrand auf 69° 50’, Ib=-2’, Ah=2m
Ermitteln Sie den Rechenort und die Standlinie.

  1. Ermittlung der Rechenbreite φcalc durch Rundung der Koppelbreite
    φcalc = 35° 00,0′ N
  1. Ermittlung der Rechenlänge und des vollgradigen Ortsstundenwinkels LHADie Rechenlänge wurde so gewählt, dass sich ein vollgradiger Ortsstundenwinkel LHA ergibt.
    Grtvolle Stunde 044° 33,0′
    Zuwachs 4° 02,3′
    β / Vb Unt=
    Grt 048° 35,3′
    ggf. + 360°
    – λW / + λE -029° 35,3′
    LHA 019° 00,0
  1. Bestimmung der Deklination DEC

    δvolle Stunde 23° 26,4′ N
    Vb Unt= 0,0 0,0′
    δ 23° 26,4′ N
  1. Ermittlung von hc, Z und d aus der Tabelle

    Zunächst wird im Band II gewählt, da die Breite kleiner 40° ist.Im Band II werden die Seiten für Breite = 35° sowie „DECLINATION (15 – 29° ) SAME NAME AS LATITUDE“ da sowohl Breitengrad als auch Deklination „Nord“ sind.→ S. 213/214Am linken Rand wird der Ortsstundenwinkel LHA 19° aufgesucht und oben die Spalte „23°“ für die Deklination

Hier wird abgelesen:

Hc = 69° 34′   d = 38′   Z = 121°

  1. Bestimmung von Hc
    Da der Hc-Wert für den vollgradigen (stets abgerundeten) Wert der Deklination bestimmt wurde – hier 23° – muss nun noch für den exakten Deklinationswert (23° 26,4′) mit der Tafel 5 geschaltet werden.Dazu dient der Wert d = 38′;d ist die Differenz zwischen dem Wert Hc von 23° und 24° und somit vergleichbar mit dem UNT-Wert im Nautischen Jahrbuch.

Links wird der Wert 26′ (26,4′ gerundet) und oben d=38′ aufgesucht.

Die Korrektur beträgt somit +16′

Hc table 69° 34′
Corr (d=38′) +16′
Hc 69° 50′
  1. Bestimmung des Azimut Zn
    Auf Z muss noch eine der beiden Azimut-Regeln angewendet werden:am oberen Seitenrand:

    am unteren Seitenrand:

    In diesem Fall ist die Regel am oberen Seitenrand zu wählen, da die Breite auf Nord liegt.Da der LHA mit 19° deutlich kleiner als 180° ist, gilt:

    Zn = 360° – Z = 360° – 121° = 239°

  1. Bestimmung der Höhendifferenz

    Bestimmung der Beobachtungshöhe hb bzw. ho (= h observed) wie zuvor.Jedoch wird beim Höhendifferenzverfahren nach der Pub. 249 mit einer Genauigkeit von vollen Winkelminuten gerechnet:

    SA 69° 50′
    Ib -2′
    KA 69° 48′
    Gb +13′
    ho 70° 01′
    -hc 69° 50′
    Δh +11′

Standlinie

Vergleich mit der Standlinie des Höhendifferenzverfahren mit Taschenrechner
dort ist Or = Ok und somit Δh = +4,8′