Herleitung der Formel
Die Herleitung der Formel für die Kimmtiefe ist analog der Formel für Feuer in der Kimm.
Für die Sichtweite S gilt:
Da der Winkel sehr klein ist, kann man hier tan(α) ≈ α setzen (gilt für Winkel im Bogenmaß)
und α ist gleich Kimmtiefe Kt
Daraus ergibt sich:
Weiterhin gilt die Dreieckbeziehung:
bzw.
Da AH² sehr klein im Verhältnis zu 2 R AH ist, wird dieser Summand vernachlässigt:
bzw.
Umrechnung vom Bogenmaß in Winkelminuten erfolgt über den Faktor :
(rein geometrische Lösung!)
Unter Berücksichtigung, dass man aufgrund der terrestrischen Refraktion ca. 8\% weiter sehen kann, ergibt sich anstatt 1,93′ ein Faktor von 1,78′ und somit:
Messung der Kimmtiefe
Die Kimmtiefe kann mit zenitnahen Gestirnen mittels eines genau gehenden Sextanten überprüft werden.
Das Gestirn wird zweimal gemessen:
- Einmal wird der Kimmabstand KA1 in Richtung des Gestirns gemessen.
(Spitzer Kimmabstand) - Bei der zweiten Messung wird in Gegenrichtung über der Zenit hinweg der Kimmabstand KA2 gemessen.
(Stumpfer Kimmabstand)
Da ein Sextant maximal Winkel bis 120° messen kann, muss der KA1 entsprechend größer als 65° sein.
Bei der Summe dieser beiden Messungen wird die Kimmtiefe zweimal mit gemessen:
bzw.
Wird die Sonne gemessen, so wird bei der spitzen Messung der Unterrand gemessen, bei der stumpfen der Oberrand, so dass man quasi zweimal den selben Rand misst.
bzw.
Weiterhin müssen wir berücksichtigen, dass die Messungen mit einem bestimmten zeitlichen Versatz erfolgen werden, in dem sich die Höhe des Gestirns verändern wird:
mit
- Δt Zeitunterschied zwischen den Messungen gemessen in Minuten,
- Azimut Az
- Breitengrad φ
Wenn zwischen den Messungen eine Distanz zurückgelegt wird, muss ebenso die Höhenänderung durch Versegelung berücksichtigt werden:
mit
- Δt: Zeitunterschied zwischen den Messungen gemessen in Minuten,
- v: Schiffsgeschwindigkeit in Knoten
- Az: Azimut
- KüG: Kurs über Grund
Der Kimmabstand KA1 ist zu berichtigen: