Das Vorgehen mit dem Band I Selected Stars ist grundsätzlich verschieden vom Arbeiten mit den Bänden II und III und auch wesentlich einfacher.
Die Deklination spielt in diesem Band überhaupt keine Rolle und wir brauchen uns auch keine Gedanken über Gleichnamigkeit oder Ungleichnamigkeit zu machen.
In diesen Tafeln wird in Abhängigkeit von der Breite – hier spielt es sehr wohl eine Rolle, ob wir uns nördlich oder südlich des Äquators befinden; es gibt verschiedene Tabellen – und des Ortsstundenwinkels des Frühlingspunktes direkt Höhe und Azimut von sieben ausgewählten Sternen angeboten.
Breiten- und Längengrad des Rechenortes ist wie bei den Bänden II und III so zu wählen, dass sich vollgradige Breiten und vollgradige Ortsstundenwinkel für den Frühlingspunkt ergeben.
Ein Wermutstropfen bleibt – diese Tafeln haben nur eine beschränkte Gültigkeit. Wir müssen alle zehn Jahre einen neuen Band kaufen (oder downloaden!). Und die Sternnamen sind auch noch angloamerikanisch bezeichnet und unterscheiden sich von unserer Namensgebung.
Wie der Name „Selected Stars“ schon verrät, ist eine ausgewählte Anzahl von Sternen im Band I aufgeführt – teilweise mit Sternen, die im Nautischen Jahrbuch nicht aufgeführt sind.
Diese Sterne sind zwar nicht so gut mit bloßem Auge auszumachen, sind aber in der Kombination mit anderen Sternen aufgrund ihres Ortes sinnvoll.
Helle Sterne, die im Nautischen Jahrbuch aufgeführt sind, fehlen jedoch. Das trifft beispielsweise nahe beieinander liegende Sterne wie z.B. Castor aus dem Sternbild Zwillinge.
Dieser Stern liegt nahe bei Pollux; die gleichzeitige Beobachtung der Sterne Castor und Pollux macht wenig Sinn.
Die GROSSGEDRUCKTEN Sterne sind besonders leicht zu finden, die mit dem Diamantsymbol gekennzeichneten Sterne ergeben ein besonders günstiges Dreieck.
Da die Örter der Fixsterne jedoch wegen der Präzession und Nutation nicht wirklich fix sind, ist noch eine weitere Korrektur anzubringen.
Nutation und Präzession führen dazu, dass die Fixsterne scheinbar ihre Position verändern. Die Korrektur durch Präzession und Nutation wird mittels der Table 5 vorgenommen:
Es wird das entsprechende Jahr heraus gesucht und dann am linken bzw. rechten Seitenrand der Ortsstundenwinkel LHA des Frühlingspunktes aufgesucht.
Für den zutreffenden Breitengrad kann dann die Korrektur abgelesen werden.
Die Korrekturwerte geben an, wie die Standlinie nach Distanz und Richtung zu verschieben ist.
Zweckmäßigerweise wird der Rechenort um diese Korrektur versetzt.
Das Verfahren wird wieder anhand eines konkreten Beispiels erläutert:
Am 11.06.2005 steht man auf dem dem Koppelort 19° 50’ N und 045° 25’ W.
Um 18-56 ZZ wird der Fixstern Benetnasch (N.J. Nr. 50) in der Abenddämmerung am Sextanten wie folgt gemessen:
Gestirn | Uhrzeit (UT1) | Sextantablesung |
Benetnasch | 21-55-02 | 55° 15’ |
Ib = -3’; Ah = 2m. Ermitteln Sie Ihre Standlinie.
- Ermitteln des Sternnamens
(zum Beispiel Tafel 19 in Albrand/Stein „Nautische Tafeln und Formeln“ – leider vergriffen) oder aus dieser ListeBenetasch entspricht Alkaid
- Ermittlung der Rechenbreite durch Rundung der Koppelbreiteφc = 20° 00,0′ N
- Ermittlung der Rechenlänge und des vollgradigen Ortsstundenwinkels LHA
Die Rechenlänge wurde so gewählt, dass sich ein vollgradiger Ortsstundenwinkel LHA für den Frühlingspunkt ergibt.Grt FPvolle Stunde 215° 17,7′ Zuwachs 13° 47,7′ Grt FP 229° 05,4′ – λW / + λE – 45° 05,4’ LHA 184° 00,0‚
- Ermittlung von hc, Z und d aus der Tabelle
Hc = 55° 28′ Zn = 027°
- Bestimmung der Beobachtungshöhe hb bzw. ho (= h observed) und der Höhendifferenz Δh
Beim Höhendifferenzverfahren nach der Pub. 249 wird mit einer Genauigkeit von vollen Winkelminuten gerechnetSA 55° 15′ Ib – 3′ KA 55° 12′ Gb – 3′ ho 55° 09′ -hc 55° 28′ Δh – 19′ Der große Unterschied der Höhen resultiert daraus, dass Koppelort und Rechenort 21sm auseinander liegen
- Korrektur wegen Präzession und Nutation
nach Tabelle auf 20°N für LHA = 184°:
Die Fixstern-Standlinie muss um 0,4sm in Richtung 013° verschoben werden.
(Dieser Wert wurde zwischen LHA=180° und 210° interpoliert)Das kann entweder am Rechenort oder am Leitpunkt der Standlinie erfolgen (Schnittpunkt Azimuth mit senkrechter Standlinie)